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Eine Kurzgeschichte des Dorfes Großweingarten

Die Anfänge der Geschichte des Dorfes Großweingarten sind eng mit der Gründung der Siedlung in Spalt verbunden. Als zu Beginn des 9. Jahrhunderts Mönche aus Regensburg in unsere Gegend kamen und in Spalt ein Benediktinerkloster gründeten, kultivierten sie auch Fluren, die für den Weinbau geeignet waren. Noch heute ist im Bereich der Großweingartener Flur „Weinleite“ die Anlage von Terrassen erkennbar, denn dieser Südhang eignete sich besonders gut für den Anbau der köstlichen Trauben. Es ist anzunehmen, dass die Siedlung dadurch entstand, dass die Knechte und Mägde des Klosters Sankt Salvator in Spalt oben auf dem Berg Hütten errichteten, um nicht täglich nach Spalt zurückkehren zu müssen. Die Anfänge der Besiedelung lagen vermutlich im Bereich des sogenannten Waaghauses und des Talgässchens, nicht weit von der Kirche entfernt. Der Platz ist windgeschützt, am Südhang gelegen und eine Quelle fand sich dort sicherlich auch. Die erste urkundliche Erwähnung trägt das Jahr 1294. Mitte Februar jenen Jahres waren die Bischöfe von Regensburg und Eichstätt bei der Beerdigung des Bayernherzogs Ludwig des Strengen im Kloster Fürstenfeld. Dort beurkundeten sie den Tausch von Lehensgütern, so dass das ursprünglich dem Bistum Regensburg zugehörige Weingarten zusammen mit einer Reihe von benachbarten Ortschaften und dem Ort Spalt zum Bistum Eichstätt kam.

Diese Zugehörigkeit löste sich erst im Jahre 1803 mit der Säkularisation auf. Die lange Zeit der Untertänigkeit ist natürlich davon geprägt, dass der Bischof der Empfänger der Zehnten war und diese Steuer naturgemäß immer wieder zu Streitigkeiten und eigennützigen Auslegungen der Zehnten führte. Die Chronisten haben immer wieder auf Prozesse hingewiesen, bei denen es um derartige Streitigkeiten ging. Mitunter waren es nur Kleinigkeiten: Musste z. B. der Hopfenmetzen, der als Steuer galt, eine Spitze haben, mussten die Hopfendolden hineingepresst sein oder durften sie locker drin liegen? Die Bauern versuchten stets die Abgaben geringer ausfallen zu lassen als es der Kastner des Bischofs, der in Spalt residierte, haben wollte. Der Spalter Geistliche und Chronist Franz Xaver Zinsmeister (1742 -– 1797) schrieb einmal: „In den Akten findet sich keine strittigere Gemeinde als Weingarten. Sie zwackten ab, wo es ihnen einfiel, erhoben einen Streit nach dem anderen und obschon sie immer den Kürzeren zogen, vergaßen sie immer die alten Sentenzen und wurden immer wieder verurteilt.“ (1

Der Großweingartener Heimatforscher Paul Ottmann wertete ein Salbuch aus dem Jahre 1615 aus, in dem die Arbeitsanforderungen der Bauern aus unserem Dorfe für den Steuerherrn aufgeführt sind. Daraus sei ein Beispiel zitiert:
„Philp Schuster hat ein Gütlein, ist auf den Casten Spalt zins-, lehen-, güldt- und steuerbar, ist sein Dienst, das Khorn auf den Casten Spalt wöchentlich umzuschlagen und gibt jährlich an beständigem Herrengeldt Walburgis 30 Pfennig, 10½ Korn zu 3 Pf = 1 Schilling 1½ Pf, ½ Herbsthuhn zu 6 Pf, 1 Hennen zu 8 Pf. An Khorn 3 Mezen Castenmaß“ (2

Wie schon erwähnt, zu Beginn des 19. Jahrhunderts veränderte sich vieles im Dorf. Großweingarten, so hieß der Ort mittlerweile, wurde bayerisch, wurde 1811 eine eigene Gemeinde und 1813 eine eigenständige katholische Pfarrei. Den Weinanbau gab es schon seit über 100 Jahren nicht mehr, immer wieder wird in den Quellen der „saure Weingarter Wein“ erwähnt, der Hopfen spielte eine viel größere Rolle. Schon seit 1753 durfte ein eigenes Hopfensiegel geführt werden. In der Mitte des Jahrhunderts erzielten die Bauern mit dem Hopfen hohe Erlöse, so dass man sich große Sandsteinhäuser mit mehreren Trockenböden leisten konnte. Eine ganze Reihe dieser hohen Häuser steht heute noch und sie geben dem Straßendorf ein besonderes Gepräge. Die guten Preise verführten dazu, dass zu sehr auf den Hopfen gesetzt wurde. Eine Preiskrise in den 90er Jahren desselben Jahrhunderts führte allerdings dazu, dass sich Landwirte sehr verschuldeten und eine ganze Reihe von Anwesen zwischen 1890 und 1910 vergandeten. Es darf an dieser Stelle aber nicht vergessen werden, dass damals schon der Obstbau wichtig war. Ein Chronistenzitat in der Vereinschronik dieser Festschrift beschreibt dies ausführlich.

Kurz vor der Jahrhundertwende entstanden im Dorf die ersten Vereine. 1888 gründeten Veteranen aus dem deutsch-deutschen Bürgerkrieg von 1866 und dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 den Kriegerverein. 1884 und 1896 entstanden zwei Schützenvereine. Nach dem Brand eines Anwesens, bei dem die Besitzerin ums Leben kam, schritt man 1899 zur Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr. Und am Sonntag, den 9. August 1908 gründeten 24 Männer den Obst- und Gartenbauverein, wobei der seit 1906 im Ort residierende Pfarrer Franz Xaver Koller eine wichtige Rolle spielte.

In den beiden Weltkriegen 1914 -– 1918 und 1939 –- 1945 mussten 59 Männer ihr Leben im Felde lassen. Der braunen NS-Macht wiedersetzte sich anfangs ein Großteil der Bevölkerung. Noch in der letzten freien Wahl vor der Machtergreifung gaben nur wenige der NSDAP ihre Stimme. Dennoch wurde der Bürgermeister abgesetzt und durch einen linientreuen Bürger ausgewechselt. Durch den Bau eines neuen Kindergartens wollten die Machthaber zumindest eine Umerziehung von Kindesbeinen an durchsetzen. Nach dem II. Weltkrieg nahm Großweingarten wie viele andere Orte in der Umgebung Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten auf. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begann nicht nur eine Modernisierungswelle in der Landwirtschaft, sondern auch die langsame Abnahme der bäuerlichen Betriebe. Der Aufschwung der 50er Jahre durch das sogenannte Wirtschaftswunder bewirkte, dass immer mehr Arbeitskräfte in Firmen nach Schwabach, Gunzenhausen und vor allem nach Nürnberg auspendelten um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der neue Reichtum führte dazu, dass viele alte Wohnhäuser zu Beginn der 60er Jahre abgerissen und neu aufgebaut wurden. Der Charakter eines typischen Straßendorfes blieb jedoch erhalten, auch wenn neue Siedlungen an den Ortsrändern geplant und verwirklicht wurden. 1972 verlor die Gemeinde Großweingarten durch die bayerische Gebietsreform ihre Selbständigkeit und gehört seitdem mit ihren einstigen Ortsteilen Hagsbronn, Wasserzell, Straßenhaus, Egelmühle, Hügelmühle Kaltenbrunn und Steinfurt nunmehr zur Gemeinde Spalt und zum neu gegründeten Landkreis Roth.

Die Flurbereinigung, die Dorfsanierung und eine damit einhergehende Ortsverschönerung veranlassten den damaligen Bürgermeister Anton Forster den Bewohnern des Dorfes eine Beteiligung am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ schmackhaft zu machen. 1982 trat man in den Wettbewerb ein. Mit großem Fleiß und Engagement gingen die Einwohner ans Werk. Großweingarten wurde 1984 Bezirkssieger und 1985 gewann man je eine Goldmedaille auf Landes- und Bundesebene. Dies war noch nicht alles, 1986 wurde dem Ort als erstes Dorf im Mitteleuropa das "Europa-Nostra-Diplom" für die vorbildliche Sanierung und Erhaltung des Ortsbildes verliehen. 1987 dreht ein Filmteam im Auftrag der Deutschen Welle in Köln den Film „Hopfen und Malz – Gott erhalt’s – Beobachtungen in Großweingarten“. In diesem Film wird unser Ort weltweit als ein typisches deutsches Dorf präsentiert. 1994 feierten die Bürgerinnen und Bürger mit einem großartigen Festzug und weiteren begleitenden Veranstaltungen das 700jährige Bestehen des Dorfes. Seitdem haben sich die Einwohner weiterhin bemüht, das Ortsbild im großen Rahmen zu erhalten. Die Landwirtschaft spielt im Haupterwerb keine große Rolle mehr, zur Zeit gibt es nur noch vier Hopfenbauern. Der Obstanbau, zum großen Teil im Nebenerwerb, wird intensiv und qualitätsmäßig vorbildlich betrieben. Der Name „Kirschendorf Großweingarten“ trifft für den Ort zurecht zu. Mittlerweile hat ein Landwirt wieder einen Weinberg angelegt. Auf diese Weise kann ein Bogen zu den Anfängen des Ortes geschlagen werden, zur Entstehung des Ortsnamens Großweingarten.– Die Bewohner sagen nur Weingarten – und die einst jahrhundertlang gepflegte Tradition des Weinanbaues kann vielleicht wieder mit Leben erfüllt werden.

Großweingarten, im Oktober 2007 Josef Kocher

Literaturhinweise:

(1 Krauß Heinrich; Heimatland, Schwabach-Rother Heimatwerk, Schwabach 1933, S. 599

(2 Paul Ottmann, Das alte Weingarten, die Höfe und Familien, Spalt 1981, S. 51

Eine Kurzgeschichte des Dorfes Großweingarten

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