Willkommen in Großweingarten
Verknüpfungen zu interessanten Seiten
Geschichte
Betriebe in Großweingarten
Heimatgedichte vom "Schlenzger Schorsch"
Hier gehts zu den Großweingarter Vereinen
Pfarrei
Pfarrkirche
Pfarrjubiäum
Die Großweingarter Dorfschule
Geistlicher Rat Franz Xaver Koller
Kirschen
Kindergarten in Großweingarten
Einwohnerzahlen
Faschingshochburg Großweingarten
Solimu (Solimann) Eine Sagengestalt bekommt ein Gesicht
Der Weinanbau in Großweingarten
Alte Ansichtskarten aus Großweingarten
Tourismus: Ferienwohnungen in Großweingarten
Gästebuch Großweingarten
© designed by burgi

Feuerwehr Gesangverein Obstbauverein Landjugend Schützenverein Sportverein

Kurzgeschichte des Obst- und Gartenbauvereins Großweingarten

Auf Einladung des Unterzeichneten fand heute im Gasthaus zum Adler eine gut besuchte Versammlung der hiesigen Einwohner statt. Zu derselben wurde der Vorstand des Bezirksobstbauverbandes Schwabach, Herr Pfarrer Sessler aus Dürrenmungenau als Referent gewonnen. Die Versammlung wurde vom Unterzeichneten eröffnet unter Begrüßung der Anwesenden, inbesondere des Herrn Referenten. Nach einstimmigem Beschluss wurde Herr Pfarrer Koller von hier der Vorsitz übertragen. Dieser Herr wies auf die Beweggründe hin, welche die Veranlassung der heutigen Versammlung waren und übertrug Herrn Referenten das Wort. Herr Pfarrer Sessler sprach über die Bedeutung und den Zweck der Obstbauvereine. Reicher Beifall und Dank lohnte seine Ausführungen. Nun schritt man zur Konstituierung eines Obstbauvereines. 24 Anwesende erklärten sich durch Eintragung in die Einschreibeliste als Mitglieder des zu gründenden Vereins. Aus der sofort vorgenommenen Wahl durch Stimmzettel des Vereinsausschusses gingen die Herren Rupert Zottmann 28, Lehrer Kastner, Josef Hausmann, Pfarrer Koller, Johann Zottmann, Johann Meyer, Jakob Wechsler hervor. Diese sieben Herren erwählten nun Herrn Lehrer Kastner als ersten Vorstand, Pfarrer Koller als II. Vorstand, Johann Meyer als Kassier. Mit dem aufrichtigen Wunsche einer gedeihlichen Entwicklung des neu gegründeten Vereines wurde die Versammlung geschlossen. Kastner, I. Vorstand “ (1
zurück

Dies waren die Worte des Gründungsprotokolls, niedergeschrieben von Lehrer Kastner. Schon am 5. August 1908 konnte in der Lokalzeitung „Spalter Rezatbote“ gelesen werden, dass eine Gründung bevorstand. Der Verfasser des Berichtes schrieb u. a.: “Wir leben in einer Zeit der Vereine. Nächsten Sonntag den 9. August nachmittags um 3 Uhr findet deshalb im Gasthause zum Adler dahier eine öffentliche Versammlung statt, welche sich mit der Gründung von Obstbauvereinen befassen wird. ... Nachdem in Großweingarten viel Obst angebaut wird, dürfte die Versammlung von besonderem Interesse sein. Zugleich ist noch bemerkt, dass jeder Obstbaumfreund zu der Versammlung Zutritt hat.” (2 Wenige Tage nach der Gründung fand sich nochmals ein kurzer Bericht im Rezatboten, aus dem dieser Satz zitiert sein soll: Die Gründung eines Obstbauvereines, dem sofort 24 Mann beitraten, war der Erfolg der schön verlaufenen Versammlung.” (3

Der neue Obstbauverein sollte Fortschritte ins Dorf bringen und dazu beitragen, vom Hopfen als Haupteinnahmequelle wegzukommen. Großweingarten lag 1906 an 6. Stelle im Königreich Bayern, was die Größe der Hopfenanbaufläche betraf. Die Bauern wurden in jenen Jahren wirtschaftlich stark gebeutelt. Der Ornbauer Jakob Christ hat 1922 in seiner Doktorarbeit “Der Hopfenanbau unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Großweingarten bei Spalt” anschaulich diese Zeit abgehandelt. Die Hopfenpreise sanken von 1903 bis 1908 so stark, dass 1908 mit dem durchschnittlichen Preis von 50 Reichsmark pro Zentner nur gerade noch ein Fünftel dessen bezahlt wurde, was 1903 gegeben wurde. 1903 lag der Preis noch bei 240 RM. Auch schon in den Jahren vor 1903 waren die Preise mit rund 100 - 120 RM recht niedrig.

Der neue Obstbauverein sollte, wie schon oben erwähnt, die Abhängigkeit vom Hopfen eindämmen. Zugleich musste eine schon lange vorhandene Tradition des Obstbaus fortgeführt werden. Jakob Christ zitiert einen Chronisten, den er leider nicht namentlich nennt:

Zu den Gemeinden des Amtsbezirkes, welche noch mit Vorliebe Obst züchten, darf sich die Gemeinde Großweingarten rechnen. Dem Weinbau machte in früherer Zeit der Hopfen- und Obstbau Platz. Letzterer wird nicht bloß in Gärten gepflegt, sondern erstreckt sich auf die Felder der freien Flur. Es gibt ganze Wäldchen von Obst-, Kirschen-, Apfel-, Birnen-, Nuss- und Zwetschgenbäumen. Sehr bekannt sind die großen, schwarzen Herzkirschen, deren Erlös sich in glücklichen Jahren auf 2 bis 3000 Gulden stellt. Überdies baut der Ort große Mengen von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Nüssen. Unter den Äpfeln nehmen die erste Stelle die Sommer- und Winterrubiner ein, auch die Winter- und Sommerbarsdorfer, Adamsäpfel, Streifer, Bleber. Unter den Birnen zeichnen sich aus nach Menge und Brauchbarkeit die Süßbirne, Bergamotten. Eine Seltenheit ist eine Birne ganz in der Gestalt eines Apfels, das Fleisch ist ganz weich, zergehend mit Honiggeschmack. Sie hat keinen Namen und wird Wallfahrtsbirne genannt. Auch heißt sie oft Klosterbirne nah dem nahen Kloster Hl. Blut, dessen Mönche die Obstkultur betrieben. Dieses Kloster lieferte auch der Gemeinde Zweige, Stämmchen etc. zur Nachzucht. Der Sinn für Obstzucht hat in der Gemeinde tiefe Wurzeln gefasst, so wird immer wieder gepflegt und veredelt, nachgepflanzt. Der Knabe wie der Greis beschäftigt sich mit der Kunst der Baumveredelung.“ (4

zurück

Der Verein wurde schnell aktiv. Im März 1909 übernahm Sebald Nißlein das Amt des Vereinsbaumwartes. In einem Vertrag mit ihm ist nachzulesen, dass er bei Vereinsmitgliedern 40 Pf. pro Stunde für seine Arbeiten verlangen durfte und bei Nichtmitgliedern 50 Pf., wobei er dabei 5 Pf. pro Stunde an die Vereinskasse abzugeben hatte.

Lehrer Kastner verließ nach dem I. Weltkrieg das Dorf. Sein Amt als 1. Vorstand übernahm nun 1921 der Schreinermeister Leonhard Flock. 1929 griff Pfarrer Koller den Mitgliedern finanziell unter die Arme, indem er die Anschaffung einer Dosenverschluss-Maschine mit einem Vorschuss von 130 RM ermöglichte. Die Maschine wurde gegen Gebühren verliehen. Mit der Anlage eines Pflanzgartens schuf sich der Verein eine weitere bedeutende Einnahmequelle.

zurück

1930 heißt es sinngemäß in einem von Josef Rohrmann geschriebenen Protokoll: Durch die starke Kälte des Winters 1928/29 sind die meisten Obstbäume eingegangen. Daher gibt der Staat einen Zuschuss für Neupflanzungen. Daher beschloss der Verein 1930 Neupflanzungen. Zur Anpflanzung sollen nur Wildlinge, die weißrindige Vogelkirsche in Frage kommen. Es wurden 500 Bäume bestellt, 1932 sollen sie mit Knorpelkirschen veredelt werden. Über passende Arten wird noch in einer Winterversammlung darüber gesprochen.” (5

Wie viele andere Vereine, so geriet auch der Obst- und Gartenbauverein in den Sog nationalsozialistischen Gedankengutes. Die Sprache des Nationalsozialismus übertrug sich natürlich auch auf die Vereinshierarchie. Der Vorstand Leonhard Flock musste sich nun Vereinsführer nennen, aus dem Obstbaufreund wurde der Deutsche Obstbauer, um nur zwei Beispiele zu nennen. Vom März 1934 bis Juni 1936 fehlen die Protokolle. In dieser Zeit hatte sich auch ein Wechsel in der Führung vollzogen. Xaver Betz bestimmte nun die Geschicke. Immer wieder wurde der mangelnde Zuspruch und Vereinsgeist beklagt.


In den Protokollaufzeichnungen der frühen 40er Jahre tauchte ein Problem auf, das erst seit rund 10 Jahren wieder Sorgen bereitet. Der Protokollant erwähnt ein erstmaliges Auftreten der Kirschfruchtfliege, die die Früchte im gelben Zustand ansticht, dort jeweils ein Ei ablegt und somit für wurmige Kirschen verantwortlich wird. In der heutigen Zeit schützen sich die Kirschenbauern dadurch, dass sie sogenannte Gelbtafeln als Beobachtungsinstrumente verwenden und mit den jeweils amtlich zugelassenen Spritzmitteln eingreifen.
zurück

Nach dem II. Weltkrieg war es Leonhard Flock, der von der amerikanischen Besatzungsverwaltung zuerst zum kommissarischen Leiter bestimmt worden war und der dann 1946 erneut den Vorsitz übernahm. 1949 trat Otto Meyer an die Vereinsspitze. Dieser war ein sehr engagierter und fleißiger Vorstand und blieb es bis zum Dezember 1966. Man begann Vereinsausflüge zu organisieren, weiterhin zu Vorträgen einzuladen und den Blumen-schmuckwettbewerb ins Leben zu rufen. 1958 feierte man eine aufwendige und anspruchsvolle 50-Jahrfeier mit einer sehenswerten Obstausstellung..

Nach der Ära Meyer kamen die Vorstände Heinrich Arnold und Paul Ottmann. Ab 1975 lenkte Bodo Quapp für 16 Jahre die Geschicke. In seine Zeit fiel ein Glanzpunkt des Vereines und auch des Dorfes, das mittlerweile in die Stadt Spalt eingemeindet worden war. Der Obst- und Gartenbauverein übernahm auf Anraten des damaligen Bürgermeisters Anton Forster die Initiative für die Bewerbung zum Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden”. Die Teilnahme begann 1982 und führte nicht nur zu Goldmedaillen im Bezirks-, Landes- und Bundeswettbewerb in den Jahren 1984 und 1985, sondern auch zur Verleihung des “Europa - Nostra - Diploms” im Frühjahr 1986 für die vorbildliche Erhaltung und Sanierung des Ortes. Großweingarten war europaweit das erste Dorf, dem diese Auszeichnung zuteil wurde. Unvergesslich wird es bleiben, als zu Beginn des Oktobers 1984 der damalige Regierungspräsident Heinrich von Mosch - eingekleidet in den warmen Wintermantel Willi Arnolds - den Großweingartern vor dem Raiffeisengebäude den Siegerpreis im Bezirkswettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden “ überreichte. Es war ein weiteres Verdienst von Bodo Quapp, dass die in mehrjährigem Rhythmus stattfindenden Adventsfeiern immer größere Beliebtheit fanden.

Nach Bodo Quapp folgte 1991 Gerd Meyer, ein Enkel des einstigen legendären Vorsitzenden Otto Meyer. Unter seiner Leitung wurde 1992 das mittlerweile nicht nur im Spalter Land bekannte Kirschblütenfest aus der Taufe gehoben. Der Verein erwarb die Gemeinnützigkeit. 1994 war es eine Selbstverständlichkeit, dass man sich an den Feierlichkeiten zum 700jährigen Bestehen des Dorfes Großweingarten beteiligte. Ja, man wagte es sogar, aus den Haustrauben der Einwohner einen Wein zu keltern, der als „Weingarter Michelsberg“ reißenden Absatz fand.

zurück

1995 ging die Vereinsführung an Anton Walther über. Da in dieser Zeit im Ort der Faschingszug wiederbelebt wurde, wurde auch der Obst- und Gartenbauverein vom „Faschingsvirus“ angesteckt. Nahezu jedes Jahr bemüht man sich seitdem um ein anregendes Faschingsthema, das entweder als Fußgruppe oder als Themenwagen ausgestaltet werden kann. 1998 konnte mit einer Obstausstellung im Feuerwehrhaus und einem Festabend das 90jährige Jubiläum gefeiert werden. Der Festplatz für das Blütenfest musste mittlerweile nach Osten verlegt werden. Das Bebauungsgebiet im Hinteren Dorf wurde erweitert, um jungen Familien die Chance zu geben, selber ein Haus zu bauen. Das Blütenfest hat sich zu einem „überregionalen Ereignis“ gemausert. Ohne Reklame in Zeitungen zu machen, kommen jedes Jahr Menschen aus nah und fern, weil sie das Ambiente unter den blühenden Obstbäumen schätzen. Als ein besonderer Glückstreffer erwies sich die Idee Anton Walthers als besonderes Schmankerl, einen „Ochsen am Spieß“ anzubieten. Bis zum heutigen Zeitpunkt hatten die Veranstalter fast immer Glück mit dem Wetter, erst ein einziges Mal hat es dieses Fest in seiner nun 16-jährigen Geschichte verregnet. Sicherheitshalber beschloss man 2001 ein größeres Zelt aufstellen zu lassen, damit man Wetterkapriolen begegnen konnte und kann. Es darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass der Verein einen Teil des Erlöses aus dem Blütenfest als Spende oder Zuschuss an soziale Einrichtungen weitergibt oder Maßnahmen unterstützt, die dem Dorf zugutekommen. So gehörten dazu beispielsweise Spenden an den Kindergarten und das Spalter Altenheim, die Restaurierung des Kreuzes an der oberen Kreuzung oder Renovierungsmaßnahmen im Bereich des Kriegerdenkmales.

2002 gab Anton Walther die Vereinsführung an seinen bisherigen zweiten Vorstand Josef Lutz weiter, der bei der nächsten Wahl 2003 als 1. Vorstand bestätigt wurde und seitdem den Verein führt. Josef Lutz gehört schon seit vielen Jahren der Vorstandschaft an und er setzt sich mit großer Energie für den Verein ein. Viele Mitglieder schätzen nicht nur seine sehr gut organisierten Ein- und Mehrtagesfahrten, sondern auch seine Fachkompetenz im Obstbau und seine vielfältigen Kontakte zu Fachleuten in diesem Bereich.
zurück

Der Obst- und Gartenbauverein ist mittlerweile auf über 150 Mitglieder angewachsen und es kann erfreulich festgestellt werden, dass auch der Anteil der weiblichen Mitglieder zunimmt. Seit 2007 kam mit Christine Bauer das erste Mal eine Frau in die Vorstandschaft. Mit Eifer und voller Ideen wird das 100jährige Jubiläum im Jahr 2008 geplant und verwirklicht. Die Mitglieder und auch die Gesamtbevölkerung Großweingartens werden die geplanten Veranstaltungen sicherlich gut besuchen und sich beim Verein auf diese Weise bedanken und schließlich wird das Fest ein guter Start in das zweite Jahrhundert des Bestehens werden. Der Obst- und Gartenbauverein wird weiterhin sehr rührig bleiben und wird mit seinen Aktivitäten weiterhin dazu beitragen, dass unser Dorf ein wichtiges Obst- und Kirschendorf und ein allseits bekannter schöner Ort bleibt.

Großweingarten, im September 2007 Josef Kocher

Literaturhinweise:

(1 Abschrift des Gründungsprotokolls im Protokollbuch 1

(2 Kopie aus dem Rezatboten, eingeklebt ins Protokollbuch 2, Jahresberichte 1983, überreicht durch Rudolf Fuchs senior

(3 Kopie aus dem Rezatboten, eingeklebt ins Protokollbuch 2, Jahresberichte 1983, überreicht durch Rudolf Fuchs senior

(4 Jakob Christ, Der Hopfenanbau unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Großweingarten bei Spalt, S. 13; herausgegeben als Heft 16 der Reihe „Aus der Spalter Heimat“ 1977 durch den Heimatverein Spalter Land e. V.

(5 Aus dem Protokollbuch 1, das Jahr 1930


Der Festausschuss

Der Festausschuss:
Von links: Günther Beil (2. Vorstand), Maria Lutz, Katharina Pfaller, Reinhold Wilhelm, Josef Krach, Josef Kocher, Jürgen Kranzer, Kerstin Kranzer, Klaus Pfaller, Christine Bauer, Anita Schrötz, Georg Schrötz, Reinhold Bauer, Gertraud Beil und Josef Lutz (1. Vorstand und Festausschussvorsitzender). Foto: Bernhard Zottmann

zurück



Diese Seiten erfüllen einen reinen Informationscharakter und verfolgen weder kommerzielle-, religiöse- noch parteipolitische Zwecke. Sie sind geprägt und getragen durch den Geist patriotischer Heimatliebe der Verfasserin. Alle Informationen sind ohne Gewähr. (Weitere Infos)
Sollte auf diesen Seiten gegen irgendwelche Copyright-Rechte verstoßen werden, genügt eine kurze Mail Haftungsausschluss