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Schulhaus Großweingarten 1972
Unser Schulhaus...
Als ich nach der Hopfen-ernte1956 – angefüllt mit Wissbegierde eingeschult wurde, begann für mich eine Zeit großer und überaus befriedigender Erfolgserlebnisse. Ich trat ein in eine für mich völlig neue und spannende Welt, die mich faszinierte und fesselte. Diese 'Neugierde' im positiven Sinn hat mein weiteres Leben geprägt.

In der Konsequenz führte meine Lernbegierde dazu, dass diese Internetseite entstand, die Sie hier gerade lesen...

Geschichtlichen Aufzeichnungen zufolge wurde das rote Backsteingebäude 1886 fertiggestellt. Die Kosten dafür betrugen die Summe von 18.000 Mark. Mit zwei großen Klassenzimmern wurden die Voraussetzungen geschaffen, die mehr als 100 (!) schulpflichtigen Kinder durch zwei fest angestellte Lehrkräfte zu unterrichten. Den jeweiligen Lehrern wurde von der Gemeinde Wohnraum im Lehrerhaus neben dem Schulgebäude zur Verfügung gestellt. Neben der Aufgabe, den Kindern die nötige Bildung und damit die Voraussetzung für künftige Lebenstüchtigkeit zu verschaffen, hatten die Lehrer aufgrund der wirtschaftlichen Not viele weitere Aufgaben zu erledigen. Tätigkeiten als Vereinsschreiber, Mesner, Organist und Chordirigenten besserten den damals oft sehr kargen Lehrerlohn auf.

Bis zur Schließung der Dorfschule Großweingarten im Jahr 1972 wurde der Unterricht mit jeweils zwei Lehrkräften bestritten – auch während der beiden Weltkriege.

Soweit bekannt unterrichteten folgende Lehrer in Großweingarten:
Josef Hiemer 1894 bis 1906
Klassenfoto der Geburtsjahrgänge 1927, 1928  und 1929 mit Namen der Schüler
Franz X. Kastner 1907 bis ?
Albert Siegmann 1919 bis 1922
Josef Bauer ....... bis 1925
Helene Pfister 1925 bis 1926
Jakob Maxl 1927 bis 1935
Magdalena Huber ....... bis 1930
Frau Eisenschmidt 1930 bis 1935
Siegfrid Lindner 1935 bis 1935
Josef Groß 1935 bis 1944
Frau Nißlein
nicht bekannt
Herr Brandl
 nicht bekannt
Liesbeth Meyer
 nicht bekannt
Herr Laibl
 nicht bekannt
Karl Schüberl 1947 bis 1949
Johann Grüneis 1949 bis 1959
Karl Biburger ...... bis 1960
Anneliese Schottdorf 1960 bis 1972
Adolf Gabler 1960 bis 1972

weiter Fotos aus der "Weingarter Dorfschule" sehen Sie hier
Die Schule im Dorf....

Wer mit den ländlichen Verhältnissen aus eigener Erfahrung vertraut ist, weiß, dass dies mehr ist als das Schulhaus, die Schüler und die Lehrer. Die Schule ist das geistige und kulturelle Zentrum des Dorfes. Sie verbindet Eltern und Lehrer durch die Verantwortung für die Bildung der heranwachsenden Jugend. Die Dorfschule führt mit aller Selbstverständlichkeit, und daher fast unmerklich,die Glieder einer Dorfgemeinschaft zusammen, weil sie eine wichtige gemeinsame Aufgabe zu lösen haben.

Vertraute Strukturen im Dorfleben schaffen die Voraussetzung für ein Aufwachsen und Lernen in Geborgenheit. Altersübergrei-fende, kleine Klassen fördern das Lernen der Schulkinder voneinander und miteinander. In der Dorfschule bleibt das Wissen um das in der näheren Umgebung Bedeutsame und Wertvolle lebendig, denn in ihr werden die Kinder vertraut mit interessanten Eigenheiten der örtlichen Pflanzen– und Tierwelt, mit Besonderheiten der Landschaft, mit Zeugen geschichtlicher Ereignisse, mit Merkwürdigkeiten und den Schönheiten der örtlichen Bauweise, mit den besonderen Beschäftigungsarten der früheren und heutigen Bewohner und mit den örtlichen Sitten und Gebräuchen, Sagen und Geschichten.

Auch wenn von nachfolgenden Generationen die Schule, bzw. der Unterricht in einer Zwergschule gern belächelt wird, so haben doch Generationen von Weingartner Kindern hier eine fundierte Ausbildung und Basis für die künftigen Lebensaufgaben erhalten. Auch eine kleine Schule ist in der Lage Chancengleichheit zu gewährleisten und Bildung zu vermitteln. Den Beweis liefern die vielen erfolgreichen Großweingarter Bürger...


Meine Schulzeit

N
ach vielen Jahren denke ich immer noch gerne an meine Schulzeit in der kleinen Dorfschule von Großweingarten zurück. Etwas Wehmut mischt sich in meine Erinnerung wenn ich heute an dem roten Backsteingebäude vorbeigehe. Kein fröhliches Kinderlachen schallt mehr über den Pausenhof und kein lustiges Volkslied klingt mehr aus den geöffneten Fenstern der Klassenzimmer. Ganz still ist es in den zwei ehemaligen Klassenzimmern geworden. Das ist nun alles vorbei, die Landschulreform im Jahre 1972 hat dem ein jähes Ende bereitet.

Lehrer Johann Grüneis 1949-1959 in Großweingarten
Das ehemalige Schulgebäude wurde von der ortsansässigen Elektronikfirma STUHL erworben. Nachdem hier die Entwicklungsabteilung der Firma untergebracht ist, dienen die Räume auch weiterhin der geistigen Wertschöpfung.

Mein erster Lehrer war Johann Grüneis. Er bewohnte mit seiner Familie ein kleines Haus in der Hinteren Dorfstraße. Bis 1959 unterrichtete er die erste bis vierte Klasse, die sogenannte "Unterschule". Herrn Grüneis werde ich nie vergessen. Wir sangen die schönsten Kanons. Schreien und Schimpfen war nicht notwendig. Im Unterricht rief niemand dazwischen, denn wir Weingartner Kinder waren brav und stellten uns für die Pause diszipliniert in Zweier-Reihen auf, um geordnet den Klassenraum zu verlassen und danach wieder einzumarschieren. Das Gleiche galt, wenn eine Wanderung zu einem heimatkundlichen Thema unternommen wurde.
Natürlich „durfte“ der Lehrer auch ins Poesiealbum schreiben. Sein begeisterter persönlicher Einsatz und sein Engagement für seine ABC-Schützen zeigt dieser Album-Eintrag. Nach zehn Jahren Lehramt in Großweingarten wurde er von der Schulbehörde nach Büchenbach versetzt.

Frau Schottdorf
Nun bekamen wir das „Frollein...!" An unserer sogenannten Zwergschule trat Fräulein Anneliese Trummer – später verh. Schottdorf die Nachfolge von Lehrer Grüneis an. Sie unterrichtete die Unterstufe mit den Jahrgängen 1 bis 4 und Schulleiter Adolf Gabler betreute ab 1960 die Oberstufe mit den Jahrgängen 5 bis 8. In den jeweils 63qm großen Klassenräumen wurden je bis zu 60 Kinder unterrichtet.

Beheizt wurden die Klassenräume durch einen großen Eisenofen der rechts der Türe stand. Wenn im Winter das Holz darin knisternd verbrannte und sich wohlige Wärme ausbreitete wurde das Gefühl von Geborgenheit in unserer Klassengemeinschaft spürbar. In den Sommermonaten waren auch wir, die Schüler damit beschäftigt, die notwendigen Holzvorräte in den Schuppen am Schulhof zu schaffen, wo sie zum Trocknen gelagert wurden.

In jenem angrenzenden Gebäude waren auch die Toiletten untergebracht, wir mussten jedes Mal das Schulhaus verlassen, den Hof überqueren um das Klo aufzusuchen. Um die Hygiene war es – na ja, wie in den 60er Jahren eben so üblich – bestellt. Aber im Flur des Schulhauses gab es neben der Tür zum Klassenzimmer immerhin einen Ausguss! Zum Händewaschen...

Besonderer Wert wurde von Lehrer Gabler auf die Fächer Rechnen, Lesen, Rechtschreiben und Schrift gelegt. Da konnte es schon vorkommen, dass man wegen einer schlampigen Schrift seinen Hefteintrag nochmals schreiben musste. Überhaupt nahm das Fach Schönschrift großen Raum ein: Hier wurde nicht ins Heft, sondern auf einzelne Blätter geschrieben, die vorher exakt mit Federkiel und Tusche umrandet wurden. Leider kam es bei dieser Technik oft zu Kleksen, die freilich nicht geduldet wurden...!

Vierertisch mit Schülern
Ich erinnere mich noch genau, wie ich täglich kurz vor 8 Uhr die alte ausgetretene Holztreppe, die nach Öl und Bohnerwachs roch hinaufstieg und mit einem lauten „Guten Morgen!“ mein Klassenzimmer betrat. Wehe dem Ärmsten, der das Grüßen vergessen hatte! Er wurde wieder vor die Türe zu einem nochmaligen Eintritt geschickt, denn Herr Gabler war streng, aber auch gerecht. Keines der Kinder wurde bevorzugt, benachteiligt oder gar bloßgestellt.
Zum Unterrichtsbeginn saßen alle Schüler und Schülerinnen ruhig an ihren quadratischen Vierertischen und bereiteten sich still auf den Unterricht vor. Unser Lehrer kontrollierte unterdessen täglich und konsequent die Hausaufgaben. Nach dem obligaten Morgengebet sangen wir jedes Mal ein Volkslied, das Lehrer Gabler entweder mit der Geige oder der Zither begleitete. Durch dieses wiederholende Singen haben sich uns Schülern viele Lieder eingeprägt, nicht nur die Melodie, sondern auch der Text.

Die erste Schulstunde war meistens dem Rechnen vorbehalten. Vorher waren aber 10minütiges Kopfrechnen und Einmaleins-Abfragen angezeigt. Die Textaufgaben, die es zu lösen galt, waren meist aus dem heimischen Hopfen- und Kirschenanbau zusammengestellt. So merkten wir manchmal gar nicht, dass sich hinter einer ortsbezogenen Frage, ein mathematisches Problem verbarg. Unser Lehrer verstand es einfach großartig, den Unterricht lebendig und spannend zu gestalten. Durch gezielte Fragen weckte er die Motivation der Schüler zur aktiven Mitarbeit. Wenn dann nur noch ein kleiner Denkanstoß nötig war, um selber die Lösung zu finden ergaben sich Erfolgserlebnisse auf beiden Seiten.

Schulleiter Adolf Gabler
Lehrer Gabler legte auch sehr großen Wert darauf, bei den Schülern Interesse am politischen und regionalen Tagesgeschehen zu wecken. So wurde jeden Tag eine Gruppe von vier Schülern ausgewählt um mit eigenen Worten aus aktuellen Nachrichten zu berichten. Meist drehten sich die Beiträge um das damals hochbrisante Thema "Kuba-Krise", aber auch über kleine Verkehrsunfälle und sonstigen Begebenheiten aus unserer näheren Umgebung wurde bei diesen Gelegenheiten berichtet.

Den Turnunterricht, der meistens nachmittags stattfand übernahm Frau Schottdorf. Da der Sportplatz am Frauenberg zu weit entfernt lag, konnten wir im Sommer „An der Pappel“ – einem Gelände, an dessen Rand ziemlich viel Ginster wuchs – unsere Runden laufen und Völkerball spielen. Im Winter fand der Turnunterricht im Saal des Adlerwirts statt. Hier wurden überwiegend, Dehnübungen, Radschlagen und ähnliches geübt.

Die Schule war mit Lehr- und Anschauungsmaterial nur sehr dürftig ausgestattet. Zur Verdeutlichung der Hebelgesetze hatten wir nur einen primitiven Demonstrationskasten; aber ein umgelegterSportfest 12. Juli 1965 Hackstock und eine Holzdiele als Wippe, ließen uns die physikalischen Gesetze im wahrsten Sinne des Wortes begreifen und verstehen.

Ich weiß noch genau als eines Tages die Messung der Schallgeschwindigkeit auf dem Stundenplan stand. Mit den einfachen Mitteln die dem Lehrer zur Verfügung standen: einer Stoppuhr, einem Blecheimer und einem Hammer marschierten wir Richtung Hagsbronn, etwa dorthin wo sich heute der Sportplatz befindet, um eine überschaubare Strecke von einem Kilometer für unser Experiment zu finden. Verwunderung und Erstaunen mischten sich mit Freude über den überaus lehrreichen anschaulichen Unterricht im Freien.

Besondere Freude empfinde ich auch heute noch, als wir, die kleine Zwergschule– zweimal Landkreismeister im Dreikampf wurden. Ein besonderer Prestigegewinn war es, als wir den benachbarten Erzrivalen Spalt im Staffellauf 1962besiegten.

Nun sind schon mehrere Jahrzehnte seit jener Zeit vergangen. Ich, das kleine Schulmädchen von damals habe noch viele nostalgische Erinnerungen in meinem Gedächtnis bewahrt...

Heute weiß ich es: Ich habe meine Schule nicht gemocht – nein, ich habe sie geliebt!!
In meinem Innersten trauere ich der alten und ehrwürdigen Dorfschule nach. Sie hat uns nicht nur den Wissensstoff für das Leben vermittelt, sondern auch erzieherische Werte und Charakterbildung. Wie sagte doch immer unser Lehrer: „Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land.“ Diese alten Tugenden gelten immer noch – auch für alle nachfolgenden Generationen!


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