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Lebenserinnerungen von Rupert Haußmann

Rupert Haußmann
Rupert Haußmann *24.02.1921 +29.07.2014
Andenken
Inhaltsverzeichnis


Daheim beim Wanger

Kinderzeit um Weihnachten (Anfang der dreißiger Jahre)

Ein Wintertag in meiner Kindheit

Erinnerungen an Weihnachten

Kriegsdienst
Daheim beim Wanger!

Wir hatten eine Wagnerei und eine kleine Landwirtschaft. Vater baute auch Hopfen an. So um das Jahr 1925 richtete er eine Hopfendarre ein. Ein Umbau der Küche war auch notwendig. Dort stand noch der alte Deutsche Kamin und die Schüre für den Backofen, der in den Hof von Arnold hineinreichte. Ein riesiges Ofenloch ist mir noch in Erinnerung.

Der Treppenaufgang im Hausgang war früher von hinten her. Vater machte ihn neu. Die Sprossen für das Geländer und das Treppentürl, der kleinen Kinder wegen, sowie den Löwenkopf an der Ecksäule und diese selber hat der (taubstumme) Drechsler Wild in Zell geschnitzt. Ebenso den Rahmen für Vaters Meisterbrief der immer in der Stube über der Kommode hing.

Die Hopfendarre brauchte auch einen extra Kamin. Der kam in eine Ecke der Schlafkammer unserer Eltern. Dadurch war es erstmalig auch möglich die Schlafstube, in der uns Mutter alle geboren hat, zu heizen. Eine Räucherkammer im oberen Boden und ein neuer Backofen zwischen Werkstatt und Abort kam noch dazu. Rupert-Dula hat den gleichen eisernen Backofen gekauft. Beide haben nichts getaugt.

So um 1926
Elternhaus
Vater wollte den Stadl vergrößern, dazu brauchte er Grund vom Metzger. Er kaufte die Fläche wo heute deren Holzschuppen ist vom Gruber Heiner und tauschte sie mit Metzger zur Verlängerung des Stadls. Auch der Platz für die heutige Holzlege wurde dazu erworben.

Mir ist noch das Kalklöschen in Metzgers Garten (es brodelte und dampfte arg), sowie der Transport der Sandsteinquader mit den Kühen vom Steinbruch herauf in Erinnerung. Das Brechen der Quader war eine Winterarbeit der Maurer. Ich glaube es waren die Schottdorfs. Einmal suchten mich die Eltern. Ich war in die Baugrube des Stadl gekrabbelt und kam nicht mehr raus. Zu dieser Zeit hat Vater auch den Brunnen vor der Haustüre zubetoniert. Die Betoneinfassung die noch blieb, war noch lange Jahre im Winter und bei Nässe eine Rutschgefahr. Mutter hat oft darüber geschimpft. Da wir im Haus nur einen Wasserablauf von der Küche zur Mistgrube hatten, durfte in den Ausguß weder Wasch- noch Putzwasser gegossen werden. Es wurde mit dem Eimer in den Hof getragen und in die Flossn (eine Betonrinne) geschüttet. Von da lief es offen in Metzgers Garten hinunter.

1927

Nach Ostern bin ich in die Schule gekommen. Mutter war bei Hans grad im Kindbett. Großmutter, die zu dieser Zeit immer bei uns war, hat mich am 1. Schultag hinuntergeführt. Wir hatten eine Lehrerin, si
Klassenfoto 1930
Foto zum Vergrößern anklicken!
e hieß Leni Huber und hatte die 1. - 3.Klasse in einem Raum zu unterrichten. Ein Foto, aufgenommen als ich in der 3. Klasse war, zeigt sie mit 41 Schülern. Toni und Anni sind auch darauf. In der 3. Klasse bin ich Ministrant geworden. Zusammen mit Ries Michl und Schreiner Willi. Beide sind später im Krieg gefallen. Sechs von uns zehn Buben der Klasse. Weitere Ministranten waren Kramer Hans, Schneider Karl und Hinterbäck Sepperl. Wir bekamen monatlich 30 Pfennig Ministrantengeld. Manchmal mußte ich dies sogar daheim hergeben, daß Mutter, weil sie blank war, ein paar Semmeln für die Kleinsten kaufen konnte. Der Pfarrer hieß zu dieser Zeit "der Herr Kammerer" (Franz Xaver Koller) und der Messner "der Herr Flock" (Messner Toni). Ich sehe in heute noch vor meinem geistigen Auge. Er hat diesen Dienst 55 Jahre verrichtet.

1928 oder 1929

Es war ein ganz kalter Winter. Wir konnten wegen dem Schnee der auf den gestapelten Dielen vor dem Stubenfenster lag, oft nicht mehr hinausschauen. In diesen Jahren muß auch die neue Straße gebaut worden sein. Wir sind da immer mit den dabei verwendeten Rollwagerln (Loren) gefahren. Nach Vollendung haben wir mit der Schule die Hindenburgeiche gepflanzt.

So um 1930

Der Viehhändler Frieß aus Beerbach kam immer mit dem Gäuwagerl. Beim Rix im Hof stand ein Holzbarren, da bekam der Gaul zu fressen. Einmal bin ich mit Vater bis Beerbach gelaufen um an mehreren Wagenrädern Maß zu nehmen. Aufträge bei denen man nämlich gleich Bargeld bekam, waren in dieser schlechten Zeit rar. Ich weiß noch, dort haben wir eine Brotzeit (Frieß hatte auch eine Gastwirtschaft mit Metzgerei) und noch Blut und Leberwürst gratis mit heim bekommen. Mutter freutesich!
Der Sauhändler Lang aus Weißenburg hatte bereits ein kleines Lastauto, das aber immer mit der Kurbel angeworfen werden mußte. Wir staunten darüber. Er verkaufte hauptsächlich Läuferferkel.
Den Zeller Jakob, einen Juden aus Gunzenhausen, der meistens mit Jungochsen die erst zum Einspannen abgerichtet werden mußten handelte, kannte Vater gut. Wir haben einmal von ihm eine Kuh gekauft.

Einmal kam er dazu als Mutter gerade Hitzblotz (pfannkuchenartige Brote aus Sauerteig) aus dem Backofen nahm, die aß er gern. Am liebsten wären sie ihm aber ohne Salz gewesen.

In Gmünd gab es viele Juden. Ein Heidecker als Hopfenhändler war mir bekannt, auch eine Jüdin die ein Lagerhaus hatte, ich glaube sie hieß mit Vornamen Rosa. Sie gab unserem Vater, nach vergeblichen Versuchen woanders, noch einen Doppelzentner Mehl auf borg. Er war so froh darüber. Während der Hitlerzeit sind sie alle verschwunden.

Die Notzeit in der ersten Hälfte der "Dreißiger Jahre".

Mutter wußte oft nicht was sie kochen sollte. Wir waren bereits 8 Kinder. Viele Menschen waren arbeitslos. Die Hopfeneinnahmen, auf die das ganze Jahr Schulden gemacht wurden, blieben oft ganz aus. Mir sind da Jahre im Gedächtnis, da wurde der Hopfen entweder rot, konnte daher nicht verkauft werden (manche haben ihn eingestreut), oder der Preis war so niedrig, daß dafür nicht einmal die das Jahr über angefallenen Auslagen (Draht, Kunstdünger, Hopfenschnüre statt dem jetzigen Steigdraht, Spritzmittel usw.) damit bezahlt werden konnten. Für die Arbeit das ganze Jahr über blieb gar nichts! Normal bauten wir 5 - 8 Zentner. Das übrige Feld waren Wiesen und ein paar Äcker. Das Getreide reichte bis Weihnachten. Weizen wurde keiner angebaut, aber dafür um so mehr Kartoffeln. Sie waren unsere Hauptnahrung!

Unsere 2 Kühe wurden täglich an den Wagen oder Pflug gespannt, dadurch war die Milchleistung gering. Um Butter zu machen reichte es nicht. Außer sonntags gab es abends immer eine Wassersuppe (geschnittenes Brot mit einem Schuß Milch darin) und Erdbirn (Kartoffel). In der Früh wurde in den Malzkaffee Brot eingebrockt. Nur am Sonntag hatten wir eine Nudl (Hefezopf). Zur Mittagessenbereitung hat Mutter oft gesagt, wenn ich nur ein Ei hätte, dann könnte ich wenigstens eine ordentliche Suppe oder eine Mehlspeise machen. Wir hatten keine Hühner, Geld zum Eierkaufen oft auch nicht. In unseren Stadl verirrte sich manchmal eine Henne der Nachbarn und baute dort ein Nest. Oft gingen wir nachschauen ob nicht ein Ei drin lag. Einmal schickte mich Mutter hin. Es war nichts drin. Da hörte ich in Arnolds Streuschuppen, gleich neben unserem Stadl, ein Gackern. In einem Nest lagen zwei Eier. Ich nahm sie und wollte sie Mutter bringen. Da kam die Nachbarin dazu und schimpfte fürchterlich. Mutter hörte es. Von ihr bekam ich dann noch Schläge. Es war ein Schock für mich!

Fleisch zu Mittag gab’s nur sonntags. Meist 1 Pfund für die ganze Familie. Wenn ein Schwein geschlachtet wurde, das war vor dem Hopfenzupfen und 1-mal im Winter, gab’s auch unter der Woche eins. Zu den Nachbarn und manchmal auch den Verwandten wurde eine Metzelsuppe mit Blut und Leberwürsten drin getragen. Das übrige Fleisch wurde eingesalzen und danach geräuchert. Später kam es dann sonntags auf den Tisch und manchmal auch zur Brotzeit. Das fette Fleisch vom Schwein tat Mutter zu Schmalz auslassen. Die Grieben davon kamen unter die täglichen Kartoffel. Wenn es einmal kein zweites Schwein zu schlachten gab, wurde Rinderfett zum Kochen und Backen gekauft. Das blieb einem dann immer am Gaumen hängen.

In der Notzeit bekamen Kinderreiche verbilligte Margarine zu kaufen. Die war in große Würfel geformt. Wir bekamen sie auch aufs Brot gestrichen mit in die Schule. Kindergeld vom Staat gab es nicht. Dies hat erst Hitler später eingeführt. Vierfruchtmarmelade, die es auch gab, schmeckte uns besonders gut! Kuchen aus Backpulver kannten wir kaum. Nur zu Mutters oder Vaters Namenstag gab’s einen Schatt. Öfters gab es als Hauptmahlzeit Rohrnudel (Baunzen) und im Herbst viel Datschi. Immer eine Suppe oder Kaffee dazu.

Einmal gab es eine Zeitlang viel Schaffleisch zum Essen. Rupert-Dula mußte seine Schafe wegen der Maul- und Klauenseuche schlachten. Er reparierte für uns auch die Schuhe. Mutter war so froh darüber. Toni war oft lange droben, ich glaube hauptsächlich wegen dem Essen. Da der Onkel und seine Frau, die Anna-Dula auch unser aller Kinder Taufpatin war, durfte ein jedes am Erstkommuniontag zum Essen kommen und bekam eine Torte mit heim. Auch an Allerheiligen gab es vom Paten die Dudenkipf und am Pfefferlastag (28.12. Fest Unschuldige Kinder) für die Buben einen Reiter und für die Mädchen die Spinnerin. Es war dies so eine Art Marzipangebäck.

Dienstboten

In der zweiten Hälfte der "Zwanziger Jahre" konnte Mutter der kleinen Kinder wegen Vater in Stall und Feld nicht viel helfen. Deshalb hatten wir eine Magd. Die erste von der ich noch weiß hieß Endreß Lina. Später kamen nacheinander noch Bartenschlager Mari und Maurer Anna. Der Jahreslohn dieser Dienstboten war so um die 150 bis 200 Mark. Sie hatten auch noch ein Ausgeding. Metzger Fanni hat öfter Schürzen oder ein Kleid für sie genäht. Um das Jahr 1930/31 waren die Zeiten so schlecht geworden, daß die Eltern trotz der immer größer werdenden Kinderzahl keine Magd mehr halten konnten. Bei den ersten Kindern hatte Mutter die Albrecht Babett manchmal als Kindsmadl. Vater erzählte immer, einmal stellte sie den hochrädrigen Kinderwagen für kurze Zeit im Hof ab, da begann er durch das Gefälle von selbst zu laufen und das Kind, ich sei es gewesen, landete in Metzgers Misthaufen. Vom Werkstattfenster aus hat er es gesehen, konnte aber nicht mehr eingreifen. Vater mußte öfter auf die Kleinsten aufpassen. Vor der Werkstatt-Tür war ein großer Sandhaufen, da spielten bei schönem Wetter immer ein paar. War es schlecht, dann in der Werkstatt drin. Auch wir Größeren und meistens noch ein paar Nachbarskinder dazu, trieben da unser Unwesen. An meinem rechten Daumen beweist noch eine lange Narbe wie wir einmal Transmission spielten.

Wir Kinder zusammen mit den Eltern einmal spazieren gehen war nicht möglich und auch kaum üblich. Plagten wir Mutter einmal doch, so hat sie es immer mit dem Hinweis auf den übervollen Flickkorb und das erst Anziehen müssen der vielen Kleinen abgelehnt. Auf dem Lande hatten auch die Buben bis sie sauber waren Röcke an. Die Mütter wären sonst mit dem Windelwaschen (es gab ja keine Strumpfhosen und erst recht keine Waschmaschine) bei der Kinderzahl nicht mehr nachgekommen. An meinen Rock erinnere ich mich nicht mehr, aber an Toni und Michl seinen. Was zum Trocknen oder nasse Kleidungsstücke gab es bei uns immer. Um den Ofen in der Stube an der Schlasserstange wurden sie aufgehängt, größere Mengen am leeren Hopfenboden. Unterm Ofen trockneten oft ein Dutzend Paar Schuhe. Hausschuhe im heutigen Sinn hatten wir nicht. Mutter nähte uns Socken aus Stoff und Filz, sie waren recht warm. Vater hat für sich und auch für andere in der Werkstatt Holzpantoffel geschnitzt. Sie waren aus Erlenholz. Vorn kam ein Lederstreifen, meist von einem alten Schuh, quer darüber. Die Leute haben sie meistens bei der Stallarbeit getragen.

Der Umsturz
(so hat man die Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Jan.1933 genannt).

Wir Kinder haben davon nicht viel mitbekommen. Hie und da fuhren SA-Männer mit langen Gewehren über den Rücken in Beiwagen-Maschinen Streife.
Auf einmal hieß es, ein Teil des alten Gemeinderates sei in Schutzhaft gekommen. Ich glaube der Lindenwirt war auch dabei. Zuvor waren alle paar Monate Wahlen. Unsere Eltern wählten immer Bayr. Volkspartei.

Im gleichen Jahr wurde im Ort noch eine Ortsgruppe der SA und der HJ gegründet. Erster Hitlerjugendführer war der Hauptlehrer Maxl. Später folgten Hinterbecker Sebald und Döbler Xaver. Vielleicht auch noch andere, aber da war ich schon nicht mehr daheim. Unsere ganze Schulklasse mußte dazu gehen. Ich hatte nur ein Braunhemd zum Anziehen, weder Hose noch Stiefel dazu. Später schickte einmal der Dillinger Onkel eine getragene Uniformhose von seinem Sohn Hans. Ich trug sie und Gamaschen dazu. Zur vormilitärischen Ausbildung gehörten Geländeübungen, die uns Buben immer viel Spaß machten. Exerzieren weniger. In einem freien Raum des Armenhauses hatten wir jede Woche einen Heimatabend, am Sonntag Appell. Die kleineren Buben waren beim Jungvolk, die Mädchen beim BDM. Vor dem Lehrerhaus mußten wir manchmal Führerreden anhören. Das war weniger schön! Der Lehrer hatte ein Radio, sonst im Dorf nur noch Messner Toni und Änder Schneider, später auch Rupert Dula einen sogenannten Volksempfänger. Er hatte die Machenschaften Hitlers schon frühzeitig erkannt und oft über ihn geschimpft. Seine Angehörigen hatten immer Angst es könnte ein Denunziant hören.

Wer 4 Kinder und mehr hatte zählte zu den Kinderreichen und bekam dann für das vierte und jedes weitere Kind 20 Mark Kindergeld im Monat. Von da ab ist es uns etwas besser gegangen. 1936 in einer Sonderaktion gabs auch Gutscheine für Hausrat, Kleider und Wäsche. Wir sind alle zum Schreier nach Gmünd einkaufen gefahren. Ich bekam einen Anzug. Es war mein zweiter. Den ersten hatte Änder-Schneider mir zur Kommunion gemacht. Jeder meiner Brüder mußte ihn dann zu dem gleichen Anlaß tragen. Die Eltern ließen sich Matratzen machen. Ihre alten bekamen Toni und ich. Die anderen Geschwister schliefen weiter auf ihren Strohsäcken. Die Menschen hatten wieder Arbeit und Verdienst. Von dem Zwang in vielen Dingen abgesehen, ging es doch wieder aufwärts. Wir wußten ja nicht was uns noch bevorstand!

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Kinderzeit um Weihnachten (Anfang der dreißiger Jahre)

Brauchtum

1. November, Allerheiligen

Der Friedhof in Weingarten war noch nicht so groß wie heute. Es gab meistens nur einfache Holzkreuze darin. Ein Täfelchen mit Namen, Geburts- und Sterbetag darauf. Kein Grab hatte eine Einfassung. Beim Requiem am Allerheiligentag sah man Leute, die wir sonst nur aus den Erzählungen der Eltern kannten. Die Wechselgesänge zwischen Pfarrer und Organisten haben mir dabei besonders gefallen. Alle Gräber waren mit Fichten- oder Tannenreiser, Papierblumen, oder höchstens ein paar noch nicht erfrorenen Gartenblumen geschmückt.

11. November, Nussermärtl

Am Tag des hl. Martin kam zu uns der Nikolaus im heutigen Sinn. Von draußen hörten wir zuvor ein Kettengerassel. Meist war es Vater mit einer Kuhkette. Ihn selber sahen wir nie. Er warf einen Kartoffelsack, in dem Äpfel und für jeden ein paar Nüsse waren, zur Haustüre rein. Die Eltern paßten auf, daß der Inhalt gleichmäßig verteilt wurde.

Advent

Einen Adventskranz hatten wir zu Hause nicht. Die Stearinkerzen dazu hätten wieder Geld gekostet. In der Kirche, glaube ich, hing bereits einer. Zu den Rorateämtern, die übrigens sehr feierlich waren und um 7 Uhr angingen, mußten wir früh aufstehen. Anschließend gleich in die Schule gehen. Es war immer so kalt in der ungeheizten Kirche. Gefütterte Schuhe hatte keines von uns Kindern. Die Mädchen waren noch schlechter dran. Sie hatten keine langen Hosen wie wir Buben nur lange Strümpfe die mit Straps unter dem Röckchen gehalten wurden. Lange Hosen für das weibliche Geschlecht waren nicht üblich.

Namenstage am 3. und 4. Dezember

Ich war 5 Jahre lang Ministrant. Unser Pfarrer, er hieß mit Vornamen Franz-Xaver, hatte am 3. Dez. Namenstag. Wir freuten uns immer darauf. Jeder bekam von ihm fürs gratulieren 1 Mark. Das war das Doppelte von dem was wir sonst fürs Ministrieren im Monat hatten. Am andern Tag hatte seine Köchin, es war die Schwester von ihm, das Frl. Babett, Namenstag, sie gab jedem 50 Pfennig. Erzählen will ich bei dieser Gelegenheit noch, wenn wir den Herrn Pfarrer auf der Straße begegneten, gingen wir auf ihn zu, gaben ihm die Hand, machten eine Kniebeuge und sagten "Gelobt sei Jesus Christus". Er antwortete “In Ewigkeit Amen”.

24. Dezember, Hl. Abend.

Ich habe in den vergangenen Jahren schon ausführlicher darüber erzählt. Wir hatten als Christbaum immer nur eine Fichte. Sie kam auf einen Tisch in der Stube. Die kleinen Geschwister konnten da nicht ran. Behangen war der Baum mit einigen Kugeln und vielen, von der Mutter gebackenen Plätzchen. Auch einige Kerzen und Engelhaar waren drauf. Bis zur Christmette, sie begann erst nachts 12 Uhr, ist uns die Zeit oft sehr lang geworden. Am Christtag gab es Mittag einen gefüllten und gebratenen Stallhasen mit Kartoffelsalat, da hauten wir rein!

In den Tagen vor Weihnachten und auch vor Lichtmess ging die Schneidermelli mit der Kirm am Rücken hausieren. Marzipan-Reiter und Spinnerinnen, Kerzen und später auch Wachsstöcke waren darin. Im freien stehende beleuchtete Christbäume, wie man sie heute überall sieht, kannte man nicht. Heute habe ich in unserem Garten einen mit 30 Kerzen behangen und beleuchtet, es ist der 4. Dezember.

28.Dezember, Fest der unschuldigen Kinder

Bei uns war dies der Pfefferlastag. Vater hatte aus Besenreisig kleine Ruten gebunden. Mit diesen durften wir die Eltern und Paten über die Füße streichen und den Spruch dazu sagen: Pfefferlas guat gschmalzen gsalzen alles guat. Von den Taufpaten bekamen daraufhin die Buben den Marzipan-Reiter die Madli die Spinnerin. Arme Kinder aus dem Dorf und von Spalt pfefferten von Haus zu Haus. An diesem Tag gab es im Kramerladen für die Kundschaft beim Einkauf kleine Geschenke. Es waren dies ja nur ein paar Guatl, Guaz sagten wir dazu. Wir plagten Mutter immer wieder, doch für ein paar Pfennige was holen zu dürfen.

31.Dezember, Silvester

Daheim wurde der Tag nicht gefeiert. In der Kirche war abends die Jahresschlußfeier mit einem Dank an den Herrgott für das alte Jahr.Um Mitternacht haben dann die jungen Burschen mit dem ‘Tezerol’ (große Vorderlader Pistole) Neujahr angeschossen. Wir Kinder schliefen da schon.

1. Januar, Neujahrstag

Alle Leute wünschten sich gegenseitig "Ein gutes neues Jahr". Wir Kinder taten es auch und bekamen manchmal dafür ein kleines Geschenk. Auch beim gratulieren zu den Namenstagen hat man uns was gegeben. Geburtstage wurden nicht gefeiert. Taschengeld für die Kinder war nicht üblich, höchstens die Größeren die schon mithelfen mußten, bekamen am Sonntag 5 oder 10 Pfennig für einen Waffelbruch.

6.Januar, Dreikönig

Vater und Mutter gingen mit etwas Holzkohle auf einer Kehrschaufel durch Haus und Stall. Auf jede Tür wurde mit geweihter Kreide
“K . M . B .” geschrieben, dabei gebetet und Weihwasser in jeden Raum gespritzt.

2.Februar, Maria Lichtmess

An Lichtmess, wie auch bei jeder Beerdigung und einem Jahrtag für Verstorbene, hatten die Frauen in der Kirche vor sich auf der Bank einen Wachstock brennen. Wir Ministranten freuten uns über die vielen Lichter und kratzten danach die Wachsreste von den Bänken.

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